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Post by Sebastian SuchanekPost by Ralf KusmierzMit fossilen (Mineralöl, Kohle, Gas) oder nachwachsenden
Rohstoffen, was eben gerade so da und günstig ist.
[...]
Auch Dir scheint entgangen zu sein, daß fossile Rohstoffe
begrenzt sind, und daß man sich langsam nach einem
längerfristigen Konzept umsehen sollte.
Und deswegen verheizem wir sie fröhlich, ohne sie energetisch durch
Stromerzeugung aufzuwerten?
Post by Sebastian SuchanekPost by Ralf KusmierzPost by Sebastian SuchanekPost by Ralf KusmierzSpeicherkraftwerke hochfahren
Der Anteil der Speicherkraftwerke an der installierten
Kraftwerksleistung liegt in Deutschland derzeit bei 6%,
ein weiterer Ausbau in nennenswertem Umfang ist auf Grund
von Umweltschutzproblemen eher unwahrscheinlich.
Du gehst davon aus, daß sich die wie heute erzeugte und
abgenommene elektrische Leistung noch nennenswert
vergrößert?
Wo habe ich das geschrieben?
Du schriebst von "Ausbau", als ob der notwendig sei.
Post by Sebastian SuchanekPost by Ralf KusmierzWarum? Und wenn nicht: eine mögliche
Schwankungsbreite von +/-5%, zusammen also 10% der
Gesamtleistung, über den Tagesgang scheinen mir doch schon
eine ganz schön fette Regelreserve zu sein. Wozu also mehr
Speicher?
Regelreserve, ja.
Primärregelserve.
Für Sekundär- und Tertiärregelung reicht das hinten und vorne
nicht. Es sei denn...
... man hätte ein automatisches Stromhandelssystem, das die Vorhaltung
größerer Regelreserven überflüssig macht.
Post by Sebastian SuchanekPost by Ralf KusmierzGebraucht werden sie gar nicht, denn ein
Stromhandelssystem tendiert eher zu einem ausgeglichenen
Lastgang, weil es den Verbrauchern eben _nicht_ mehr egal
ist, _wann_ sie Leistung beziehen, wenn sich das finanziell
auswirkt.
...Du machst Deine Drohung war und zwingst 50% der Bevölkerung
zur Nachtarbeit. Selbstverständlich 7 Tage die Woche.
Du hast da mehreres nicht begriffen:
- Wir haben keinen Staatssozialismus, sondern ein System von
_Vertragsarbeit_. Nachtschichten werden gemacht, weil die
Arbeitnehmer das *wollen* (und sie wollen es wegen der attraktiven
Bezahlung). Von Zwang kann gar keine Rede sein.
- Preisbildung nach Grenzkosten: Die grundlegenden Arbeiten von
I. Hoven und W. Schulz*) hatte ich früher bereits erwähnt - sie
enthalten nichts Sensationelles, sondern ganz gewöhnliches
betriebswirtschaftliches Alltagswissen. Es ist so: wenn eine
Transportstrecke oder Anlage eine zeitlich schwankende Auslastung
hat, dann sind die Anlagenkosten sinnvoll fast komplett den
Spitzenzeiten zuzurechnen.
Nimm mal vereinfacht einen Tagesgang mit zwei Laststufen P1 < P2 an
(Grundlast und Spitzenlast). Produktionsanlagen sind üblicherweise so
ausgelegt, daß sie bei höheren Auslastungen höherer spezifische
Anlagenkosten, aber dafür niedrigere ausbringungsproportionale Kosten
aufweisen.
So eine Anforderung befriedigt man also so, daß man eine Anlage A1 mit
der Kapazität P1 und eine Anlage A2 mit der Kapazität P2-P1 hinstellt,
wobei folgende Kosten auftreten:
Anlage | A1 | A2
----------------------+-----+-------
Fixkosten/(d*P) | F1 | F2
variable Kosten/PE | v1 | v2
Nutzungsdauer/h | 24 | D2
Die Gesamtkosten K ergeben sich dann zu
K = P1*F1 + P1*v1*24 + (P2-P1)*F2 + (P2-P1)*v2*D2 (1)
wobei Pk (k aus {1, 2}) die Zahl der erzeugten Produkteinheiten PE pro
Stunde bedeutet.
(Wirtschaftlich ist die Anlagenauslegung natürlich nur, wenn
(P2-P1)*F2 + (P2-P1)*v2*D2 <= (P2-P1)*F1 + (P2-P1)*v1*D2
gilt. I. a. ist dann F1 >= F2 und v1 <= v2 .)
Um jetzt die "Erzeugerkosten" für die "Schwachlastzeit" zu bestimmen,
bildet man aus (1)
d/d_P1 K / (24-D2) = (F1+v1*24-F2-v2*D2) / (24-D2)
= (F1-F2)/(24-D2) + v2 - (v2-v1)/(1-D2/24)
(= Gestehungskosten / PE während der "Schwachlastzeit")
Mit diesen Kosten ist die gesamte "Schwachlasterzeugung" von
P1*(24-D2) PE zu bewerten, gibt also Schwachlastkosten von
K_SchwL = P1 * (24-N2) * [(F1-F2)/(24-D2) + v2 - (v2-v1)/(1-D2/24)]
= P1 * (F1 - F2 + 24*v1 - D2*v2)
Es verbleiben Kosten für die "Spitzenlast" von
K_SpL = K - K_SchwL = P2 * (F2 + D2*v2)
Damit ergeben sich folgende Erzeugerkosten / PE
Kapazitäts- variable
kosten Kosten
Schwachlast: (F1-F2)/(24-D2) + v2 - (v2-v1)/(1-D2/24)
Spitzenlast: F2/D2 + v2
Insbesondere für den Fall F = F1 = F2 und v = v1 = v2 ergeben sich
Gestehungskosten von
Schwachlast: 0 + v
Spitzenlast: F/D2 + v
Wenn eine Anlage also nur zeitweise im Vollastbetrieb läuft, sind die
Kapazitätskosten ausschließlich der Vollastzeit zuzurechnen, im
Teillastbetrieb fallen nur die variablen Kosten an.
Nun lautet ein eherner Lehrsatz der Volkswirtschaftslehre, daß die
Preiskalkulation sich im atomistischen Markt an den Gestehungskosten
ausrichten muß, um Fehlallokationen und Ineffizienzen zu vermeiden.
Aufgrund der dargelegten Zusammenhänge ist es bereits heute so, daß in
Wirklichkeit auf der Erzeugerseite Kosten wie dargelegt mit extrem
hohen Spitzenlastpreisen und vergleichsweise moderaten sonstigen
Preisen entstehen - diese werden nur durch die üblichen Tarifsysteme
nicht auf die Abgabepreise abgebildet.
Wir leisten uns also den Luxus, teuren Spitzenlaststrom
hochsubventioniert zu verschwenden - hältst Du das ernsthaft für
sinnvoll? In einem Wettbewerbsmarkt _kann_ das jedenfalls nicht
funktionieren. Und nun beantworte mal, wer da wen zu was "zwingt".
Post by Sebastian SuchanekPost by Ralf KusmierzJa, so wie der Bäcker Dir seinen Willen aufzwingt: Du
kannst die Brötchen zu _seinem_ Preis kaufen oder es
bleiben lassen. (Aber erzähl das nicht Deinem Bäcker, der
ist dann nämlich extrem verbittert, weil er das nämlich
genau andersherum sieht mit dem "Aufzwingen" - mit anderen
Worten: Dein "Argument" ist reiner Blödsinn, Du hast
offenbar "Marktwirtschaft" nicht verstanden.)
Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.
Er zwingt mich nicht, vormittags Weizenbrötchen und nachmittags
Vollkornbrötchen zu kaufen, nur weil ihm das bezüglich seiner
Ofenauslastung besser in den Kram passt.
Du willst es nicht verstehen? _Du_ bist es, der *den Bäcker* zwingt,
Dir die von Dir gewünschten Backwaren _dann_ anzubieten, wenn es *Dir*
recht ist. Und er *muß* sich zwingen lassen, sonst geht er pleite. Das
einzige, was er dagegen machen kann, ist eine Preisgestaltung, die
Deine Meinung über Deine Konsumwünsche für ihn sinnvoll beeinflußt.
In einer funktionierenden Energiemarktwirtschaft mit wie Strom nur
sehr begrenzt speicherbaren Energieträgern ist das ganz genauso.
*)
Kostenorientierte Stromtarife - Forschungsauftrag 22/86,
Bundesweitschaftsministerium, EWI Köln Juni 1986; s. a. Hoven/Schulz,
Kostenorientierte Stromtarife, ZfEw(1988), H. 4, S. 221-239 sowie
Grenzkostenpreisbildung in der Elektrizitätswirtschaft ZfEw(1990), H.
1, S. 41-46
Gruß aus Bremen
Ralf
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adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
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