Discussion:
Wie funktioniert ein Überspannungschutz
(zu alt für eine Antwort)
Andreas Delp
2006-05-18 10:09:08 UTC
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Hallo NG,

mal eine Frage zu den Überspannungsschutzgeräten, wie man sie praktisch in
jedem Baumarkt kaufen kann [1]. Man steckt sie einfach zwischen Steckdose
und Verbraucher.

Letztlich wird da nichts weiter als ein Varistor oder eine Supressordiode
drin sein, welcher die Überspannung einfach kurz schließt. Richtig?

Wenn dem so ist, dann schützt der Überspannungsschutz letztlich alle Geräte,
die an dieser Phase hängen. Richtig?

TIA, Andreas

[1] Es gibt auch welche, die in einer Steckerleiste integriert sind
--
Wer mir per Mail antworten möchte sollte 'erdbeere' im Betreff erwähnen,
sonst wird die Mail zusammen mit SPAM und Würmern ungelesen gelöscht.
Sevo Stille
2006-05-18 10:51:33 UTC
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Post by Andreas Delp
Letztlich wird da nichts weiter als ein Varistor oder eine Supressordiode
drin sein, welcher die Überspannung einfach kurz schließt. Richtig?
Und gegebenenfalls noch eine Funkenstrecke.
Post by Andreas Delp
Wenn dem so ist, dann schützt der Überspannungsschutz letztlich alle Geräte,
die an dieser Phase hängen. Richtig?
Richtig. Wobei bei den hohen Strömen, die bei Blitzen fließen, der
Leitungswiderstand durchaus relevant ist, und auch Laufzeitphänomene
dazu führen, daß eher ein Lichtbogen in einem nahen Gerät als in einem
fernen Ableiter entsteht.

"Vor" dem geschützten Gerät muß ein Überspannungsableiter also nicht
installiert sein (kann er garnicht, denn er ist intern ohnehin parallel
geschaltet), aber jenseits von einigen Metern Distanz sinkt die
Wirksamkeit. Üblicherweise wird in professionellen Anwendungen ein
Grobschutz am HAK, ein Mittelschutz in der Unterverteilung und jeweils
ein Feinschutz nahe an den zu schützenden Geräten (etwa im Rack)
installiert.

Gruß Sevo
Helmut Hullen
2006-05-18 11:43:00 UTC
Permalink
Hallo, Sevo,
Post by Sevo Stille
Post by Andreas Delp
Letztlich wird da nichts weiter als ein Varistor oder eine
Supressordiode drin sein, welcher die Überspannung einfach kurz
schließt. Richtig?
Und gegebenenfalls noch eine Funkenstrecke.
(usw,)
Wobei diese Kisten (natürlich) nicht gegen atmosphärische
Überspannungen schützen, die "rückwärts" übers Telefon (ISDN, DSL) in
den Rechner kommen.

Viele Grüße!
Helmut
Klaus Tuneup
2006-05-18 18:02:56 UTC
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Post by Helmut Hullen
Wobei diese Kisten (natürlich) nicht gegen atmosphärische
Überspannungen schützen, die "rückwärts" übers Telefon (ISDN, DSL) in
den Rechner kommen.
Außer man verwendet Geräteschutzstecker, die auch ISDN, TV etc schützen. Nach zwei
defekten Rechnern und einem defekten Router habe ich mit den REV-Produkten gute
Erfahrungen gemacht: ISDN/DSL auf der Zweidrahtseite, der Rest netzseitig. Der
einzige Schaden war seither die Abschlussdose vor dem Splitter: klar, wenn der
Schutz anspricht, raucht es auf der Dosenplatine. Ist aber Sache des
Netzbetreibers, wenn der keine Schutzmaßnahmen ergreift.

Klaus
Thomas Berding
2006-05-18 13:33:56 UTC
Permalink
Post by Andreas Delp
mal eine Frage zu den Überspannungsschutzgeräten, wie man sie praktisch in
jedem Baumarkt kaufen kann [1]. Man steckt sie einfach zwischen Steckdose
und Verbraucher.
Letztlich wird da nichts weiter als ein Varistor oder eine Supressordiode
drin sein, welcher die Überspannung einfach kurz schließt. Richtig?
Ja.

Ich bin zwar kein Blitzschutzexperte, aber die gelegentliche Lektüre
einiger Fachzeitschriften bestätigt, was ich früher schon immer
vermutet habe, dass diese Überspannungsschutzzwischenstecker eher
das Gewissen beruhigen als irgendwelche Blitzströme. Es wird behauptet,
dass der Mittelschutz (in der Verteilung) der wichtigste sei.
Professioneller Blitzschutz ist dreistufig: Grob, mittel, fein.
Diese Steckdosenleisten/Zwischenstecker gehören zum Feinschutz
und sind so gut wie wirkungslos, wenn nicht mindestens auch
Maßnahmen im Mittelschutz vorgenommen werden.....

tb
Stephan Urban
2006-05-18 16:08:35 UTC
Permalink
Post by Thomas Berding
Ich bin zwar kein Blitzschutzexperte, aber die gelegentliche Lektüre
einiger Fachzeitschriften bestätigt, was ich früher schon immer
vermutet habe, dass diese Überspannungsschutzzwischenstecker eher
das Gewissen beruhigen als irgendwelche Blitzströme. Es wird behauptet,
dass der Mittelschutz (in der Verteilung) der wichtigste sei.
Professioneller Blitzschutz ist dreistufig: Grob, mittel, fein.
Diese Steckdosenleisten/Zwischenstecker gehören zum Feinschutz
und sind so gut wie wirkungslos, wenn nicht mindestens auch
Maßnahmen im Mittelschutz vorgenommen werden.....
Als so gut wie wirkungslos würde ich sie nicht bezeichnen.
Klar, einen sehr nahen oder gar direkten Treffer leitet so ein
Varistörchen nicht ab, aber evtl. auftretende Überspannungen aufgrund
eines weiter entfernten Einschlags in eine Leitung dürften doch ganz
ordentlich weggebügelt werden.

Wenn noch eine Funkenstrecke und eine Sicherung (die bei Schluß von
selbiger fliegt) drin sind halte ich die Dinger als Feinschutz für
durchaus brauchbar.
Manuel Reimer
2006-05-18 21:33:46 UTC
Permalink
Post by Stephan Urban
Als so gut wie wirkungslos würde ich sie nicht bezeichnen.
Klar, einen sehr nahen oder gar direkten Treffer leitet so ein
Varistörchen nicht ab, aber evtl. auftretende Überspannungen aufgrund
eines weiter entfernten Einschlags in eine Leitung dürften doch ganz
ordentlich weggebügelt werden.
Wenn noch eine Funkenstrecke und eine Sicherung (die bei Schluß von
selbiger fliegt) drin sind halte ich die Dinger als Feinschutz für
durchaus brauchbar.
Die Meinungen gehen da (leider) stark auseinander...

Wie groß ist eigentlich überhaupt die Gefahr wenn man seinen Strom aus
dem Boden bekommt (also "Erdkabel" vom EVU). Neigt der Strom da nicht
dazu durch die Isolierung direkt in die Erde überzuschlagen? Sinkt so
nicht die Gefahr eines größeren Schadens bei *entferntem* Einschlag?

CU

Manuel
Helmut Hullen
2006-05-19 02:02:00 UTC
Permalink
Hallo, Manuel,
Post by Manuel Reimer
Wie groß ist eigentlich überhaupt die Gefahr wenn man seinen Strom
aus dem Boden bekommt (also "Erdkabel" vom EVU). Neigt der Strom da
nicht dazu durch die Isolierung direkt in die Erde überzuschlagen?
Nur beim Blitz. Nicht bei "atmosphärischen Überspannungen", die z.B.
induktiv eingekoppelt werden. Sowohl beim Stromnetz als auch beim
Telefonnetz.

Viele Grüße!
Helmut
Heinz Jacobs
2006-05-19 09:09:08 UTC
Permalink
Post by Manuel Reimer
Post by Stephan Urban
Als so gut wie wirkungslos würde ich sie nicht bezeichnen.
Klar, einen sehr nahen oder gar direkten Treffer leitet so ein
Varistörchen nicht ab, aber evtl. auftretende Überspannungen aufgrund
eines weiter entfernten Einschlags in eine Leitung dürften doch ganz
ordentlich weggebügelt werden.
Wenn noch eine Funkenstrecke und eine Sicherung (die bei Schluß von
selbiger fliegt) drin sind halte ich die Dinger als Feinschutz für
durchaus brauchbar.
Die Meinungen gehen da (leider) stark auseinander...
Wie groß ist eigentlich überhaupt die Gefahr wenn man seinen Strom aus
dem Boden bekommt (also "Erdkabel" vom EVU). Neigt der Strom da nicht
dazu durch die Isolierung direkt in die Erde überzuschlagen? Sinkt so
nicht die Gefahr eines größeren Schadens bei *entferntem* Einschlag?
CU
Manuel
Hallo Manuel,

das Problem ist die Induktive Einkopplung. Der Strom des Blitzes ist für ein
starkes MAgnetfeld verantwortlich. Wenn sich ein Leiter (z.B. Erdkabel) in
diesem Magnelfeld befindet, wird in dem KAbel eine Spannung induziert
(Flussänderung pro Zeit). Die Flussänderung ist gross und die Zeit klein,
somit wird eine hohe Spannung induziert, die zu Geräteschäden führen kann.

Daher wird beim fachmännich ausgeführten Blitzschutz immer ein
Mindestabstand zwischen der "Ungeschützen" und "Geschützten" Leitung
eingehalten.

Gruß Heinz

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