Post by Joerg BradelPost by Marte SchwarzDie Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen
fernzuhalten.
Nicht nur die polnischen Nachbarn. Auch die anderen
denken mittlerweile darüber nach.
Übrigens, der physikalische Ringfluss über Polen hängt nicht direkt mit hoher
Windkrafterzeugung im Netzgebiet von 50Hz zusammen. Dies zeigt eine Korrelation
der Differenz zwischen physikalischem und kommerziellem Fluss mit der
Windeinspeisung im Netz von 50Hz:
http://www.oeko.de/files/forschungsergebnisse/application/octet-stream/download.php?id=1634
(Seite 79)
Zitat:
Da in Abbildung 53 gezeigt wurde, dass die Ringflüsse auch bei niedriger
Windeinspeisung in der 50Hertz-Regelzone auftreten, liegt die Vermutung nahe,
dass die Ringflüsse nicht auf eine zu hohe Windenergieeinspeisung in der
50Hertz-Regelzone, sondern z.B. auf das verwendete Marktdesign zurückzuführen
sind.
Zitat:
Es gibt eindeutige Hinweise, dass die Ringflüsse durch die osteuropäischen
Nachbarstaaten in erster Linie durch ein unvollkommenes Marktdesign und nicht
durch den Ausbau der erneuerbaren Energien oder den Kernenergieausstieg in
Deutschland verursacht werden. Der deutsche Spotmarkt basiert auf der Fiktion
nicht vorhandener Netzengpässe („Kupferplatte“), die in der Realität nicht
zutrifft. Da viele Anlagen mit niedrigen Grenzkosten (Braunkohle und Wind) in
der 50Hertz-Regelzone installiert sind, treten Situationen auf, in denen der
Spotmarkt Impulse gibt, in der 50Hertz-Regelzone zu viel Strom zu produzieren
oder zu viel Strom in die 50Hertz-Regelzone zu importieren. Da der
Erzeugungsüberschuss in der 50Hertz-Regelzone offensichtlich so groß ist, dass
er mit Redispatch allein nicht abgebaut werden kann, treten Ringflüsse
auf. Eine Reihe von Maßnahmen würde sich anbieten, um die auftretenden
Ringflüsse
zu verringern:
- Bei einem absehbaren Erzeugungsüberschuss in der 50Hertz-Regelzone könnten
Braunkohlekraftwerke abgeregelt werden. Dies könnte über erhöhte
Netznutzungsentgelte (G-Komponente) oder ordnungsrechtliche Vorgaben geschehen.
- Bei einem absehbaren Erzeugungsüberschuss in der 50Hertz-Regelzone sollte
kein zusätzlicher Strom importiert werden. In diesen Stunden könnte der NTCWert
für den Import auf null gesetzt werden.
- Es könnte der Vorschlag von CEPS et al. (2012) aufgegriffen werden und die
Preiszone Deutschland/Österreich aufgeteilt werden. Dabei wäre noch eingehend
zu prüfen, wo die bestehende Preiszone geteilt werden sollte. Die bisherigen
Ergebnisse des Netzentwicklungsplan 2012 haben einen großen Netzausbaubedarf
zwischen Nord- und Süddeutschland festgestellt. Dies deutet darauf
hin, dass die Aufteilung der Preiszone zwischen Nord- und Süddeutschland z.B.
auf Höhe von Frankfurt (Main) voraussichtlich sinnvoller ist als zwischen
Deutschland und Österreich.
- Volkswirtschaftlich am effizientesten wäre es, wenn Strom aus der 50Hertz-
Regelzone kommerziell nach Polen und Tschechien exportiert werden könnte.
Dies würde bei der Aufteilung der deutschen Preiszone voraussichtlich
automatisch geschehen. Alternativ könnten die NTC-Werte für Exporte von Polen
und Tschechien nach Deutschland auf null gesetzt werden. Die deutschen
Übertragungsnetzbetreiber würden dann im Rahmen der erwarteten Ringflüsse
Übertragungskapazitäten für die betroffenen Interkonnektoren kaufen. Dies
schließt den Erwerb von Übertragungskapazitäten für Exporte von Deutschland nach
Polen, für Exporte aus dem Netzgebiet der 50Hertz nach Tschechien, für Exporte
von Polen nach Tschechien, für Exporte von Tschechien nach Österreich
und für Exporte von Tschechien in das Netzgebiet der TenneT ein. Vereinfacht
würden dann folgende Ringflüsse auftreten:
-- Strom fließt vom Netzgebiet der 50Hertz über Polen und Tschechien
nach Österreich.
-- Strom fließt aus dem Netzgebiet der 50Hertz nach Tschechien und von
dort in das Netzgebiet der TenneT.
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Auch sonst sind in der Studie einige interessante Erkenntnissezu finden. Z.B.
dass auch Frankreich kostenlos das deutsche Netz "missbraucht" um seinen Strom
in signifikanter Höhe in die Schweiz und Österreich zu exportieren. Im Jahr 2011
betrug der kommerzielle Importsaldo mit Frankreich nur 2,4 TWh, gleichzeitig
wurden aber 20 TWh physikalisch importiert.
Desweiteren wird auch meine Aussage mit dem Export Strom aus nicht abgeregelten
Kraftwerken bestätigt:
Zitat:
Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland hat Einfluss auf den
Stromaußenhandel. Bis vor kurzem exportierte Deutschland vor allem nachts
Strom aus Grundlastkraftwerken. Insbesondere im Sommer 2012 stieg die
Stromausfuhr Deutschlands vor allem am frühen Nachmittag, wenn viel Strom
aus Photovoltaikanlagen zur Verfügung stand. Offensichtlich werden fossile
Kraftwerke nicht heruntergefahren, sondern ihre Stromproduktion ins Ausland
verkauft wo Kraftwerke mit höheren Grenzkosten außer Betrieb genommen
werden.
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