Discussion:
Phasenschieber und Stromtrassenauslastung
(zu alt für eine Antwort)
Marte Schwarz
2013-06-11 07:39:12 UTC
Permalink
Hallo zusammen,

ich bin eben mehr in der Elektronik zu hause als im
Energieübertragungsbereich. Trotzdem interessierts mich eben mal:

Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen fernzuhalten. In der
Diskussion darüber taucht immer wieder der Begriff Blindstrom auf. Für
mich passt das irgendwie nicht so recht zusammen. Gescheite Infos habe
ich im Netz nicht gefunden. Wie Blindstromkompensation funktioniert und
wozu das gut ist, ist mir klar, was das mit Leitungssteuerung zu tun
hat, ist mir aber nicht klar geworden und was Phasenschieber mit
Blindstrom zu tun haben auch nicht.

Kann mich mal jemand aufklären? Ich vermute mal, dass da irgendwelche
"Fachjournalisten" einiges Durcheinanderwerfen, oder?

CU
Marte
Marcel Müller
2013-06-11 08:04:16 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Marte Schwarz
Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen fernzuhalten. In der
Diskussion darüber taucht immer wieder der Begriff Blindstrom auf. Für
mich passt das irgendwie nicht so recht zusammen. Gescheite Infos habe
ich im Netz nicht gefunden. Wie Blindstromkompensation funktioniert und
wozu das gut ist, ist mir klar, was das mit Leitungssteuerung zu tun
hat, ist mir aber nicht klar geworden und was Phasenschieber mit
Blindstrom zu tun haben auch nicht.
Eine Wechselstrom-Verbundnetz funktioniert nur, wenn /alle/
Energieerzeuger /exakt/ phasensynchron einspeisen. Andernfalls entsteht
so etwas wie ein teilweiser Kurzzschluss. Dann fließt Leistung von einem
Erzeuger zum anderen, anstatt vom Erzeuger zum Verbraucher.

Das erfordert zum einen eine akkurat synchronisierte Frequenz als auch
begrenzte Leitungslängen. Nach 1000 Kilometern Freileitung ist die Phase
aufgrund der begrenzten Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht mehr synchron.
Mit Phasenschiebern kann man solche Phasenunterschiede in Grenzen
ausgleichen, respektive in die Energietransportrichtung eingreifen.

Siehe auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4isches_Verbundsystem
http://de.wikipedia.org/wiki/Poynting-Vektor


Marcel
Lutz Schulze
2013-06-11 09:30:49 UTC
Permalink
Post by Marte Schwarz
Hallo zusammen,
ich bin eben mehr in der Elektronik zu hause als im
Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen fernzuhalten.
Ich frage mich, warum die so etwas nicht auch wieder für Autoschieber
einführen. Na, kommt dann vielleicht mit Elektroautos ;-)

Lutz
--
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Klaus Bahner
2013-06-11 13:05:24 UTC
Permalink
Post by Marte Schwarz
Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen fernzuhalten. In der
Diskussion darüber taucht immer wieder der Begriff Blindstrom auf. Für
mich passt das irgendwie nicht so recht zusammen. Gescheite Infos habe
ich im Netz nicht gefunden. Wie Blindstromkompensation funktioniert und
wozu das gut ist, ist mir klar, was das mit Leitungssteuerung zu tun
hat, ist mir aber nicht klar geworden und was Phasenschieber mit
Blindstrom zu tun haben auch nicht.
Ich versuch mal eine kurze Antwort, auch auf die Gefahr hin so grob zu
vereinfachen, dass es schon wieder falsch wird :-( die Spezialisten hier
wie z.B. Jakob Bradel koennen mich dann ja korrigieren :-)

Energieuebertragung im Netz ist Uebertragung von aktiver und reaktiver
Leistung. Synchrongeneratoren (Grundlastkraftwerke) erlauben die
Aenderung des Phasenwinkels bei gleichbleibender Frequenz. Das heisst du
hast zwei (in Grenzen) unabhaengige Parameter auf der Einspeisungsseite.
Uebertragungsleitungen haben ebenfalls eine komplexe Impedanz, wo
insbesondere bei Hochspannungsleitungen das Verhaeltnis Reaktanz zu
Widerstand recht hoch ist. Analysiert man diese Situation (X>>R) und
macht ein paar Vereinfachungen, dann findest du heraus, dass:
1) die Spannungen im Netz bzw. der Spannungsabfall einer
Uebertragungsstrecke wird im wesentlichen von der Blindleistung bestimmt
2) die Phasenverschiebung wird im wesentlichen von der uebertragenen
Wirkleistung bestimmt.

1) bedeutet, dass du durch das Einspeisen bzw. Abziehen von
Blindleistung eine Moeglichkeit der Spannungsregelung realisieren kannst.
2) heisst im Umkehrschluss, dass du den Wirkleistungsfluss durch
Phasenschieber beinflussen kannst.

Wenn du's genauer wissen willst musst du dir in Buechern der
Energietechnik die Berechnungen anschauen. Das ist meiner Meinung nach
wirklich einer der Faelle wo ein bischen komplexe Mathematik mehr sagt
als tausend beschreibende Worte.

Gruss
Klaus
Klaus Bahner
2013-06-11 13:10:29 UTC
Permalink
Post by Klaus Bahner
wie z.B. Jakob Bradel koennen mich dann ja korrigieren :-)
Das sollte natuerlich "Joerg Bradel" heissen - sorry!
Joerg Bradel
2013-06-11 19:41:11 UTC
Permalink
Post by Klaus Bahner
Post by Klaus Bahner
wie z.B. Jakob Bradel koennen mich dann ja korrigieren :-)
Das sollte natuerlich "Joerg Bradel" heissen - sorry!
Danke! ;-)

VG
Jörg
--
Signatur entlaufen...
Uwe Hercksen
2013-06-11 14:10:01 UTC
Permalink
Post by Marte Schwarz
Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen fernzuhalten. In der
Diskussion darüber taucht immer wieder der Begriff Blindstrom auf. Für
mich passt das irgendwie nicht so recht zusammen. Gescheite Infos habe
ich im Netz nicht gefunden. Wie Blindstromkompensation funktioniert und
wozu das gut ist, ist mir klar, was das mit Leitungssteuerung zu tun
hat, ist mir aber nicht klar geworden und was Phasenschieber mit
Blindstrom zu tun haben auch nicht.
Hallo,

ich vermute da steckt folgendes dahinter:
das polnische Netz ist mit dem deutschen an mindestens zwei Stellen
verbunden. Ein bestimmter Stromfluß im deutschen Netz sieht dann einen
möglichen Parallelzweig im polnischen Netz und benutzt diesen auch. Es
fliesst also an dem einen Punkt Strom von Deutschland nach Polen und
kehrt an dem anderen Übergabepunkt wieder zurück ins deutsche Netz.
Um sich dadurch nicht einen Teil der möglichen Übertragungskapazität der
polnischen Hochspannungsleitungen zu blockieren bauen die Polen jetzt
Drosseln an den Übergabepunkten ein um so den komplexen Widerstand für
den "deutschen Durchflußstrom" zu erhöhen. Stromübernahme von
Deutschland nach Polen oder umgekehrt geht aber trotzdem.

Bei HGÜ Strecken die parallel zu Wechselstromeleitungen verlaufen hat
man offenbar auch das Problem das zuviel Strom über die HGÜ Strecken
fliesst, dagegen setzt man offenbar auch Drosseln ein.

Diese Drosseln zur Steuerung des Stromflusses im Verbundnetz dürfen aber
doch nicht zu erheblichen Blindströmen im Netz führen.

Bye
Helmut Hullen
2013-06-11 16:16:00 UTC
Permalink
Hallo, Uwe,
Post by Uwe Hercksen
Bei HGÜ Strecken die parallel zu Wechselstromeleitungen verlaufen hat
man offenbar auch das Problem das zuviel Strom über die HGÜ Strecken
fliesst, dagegen setzt man offenbar auch Drosseln ein.
Auf der Gleichstrom-Leitung?

Viele Gruesse!
Helmut
Uwe Hercksen
2013-06-13 06:53:34 UTC
Permalink
Post by Uwe Hercksen
Bei HGÜ Strecken die parallel zu Wechselstromeleitungen verlaufen hat
Post by Uwe Hercksen
man offenbar auch das Problem das zuviel Strom über die HGÜ Strecken
fliesst, dagegen setzt man offenbar auch Drosseln ein.
Auf der Gleichstrom-Leitung?
Hallo,

am Drehstromanschluß davor und dahinter natürlich, ist denn mitdenken
wirklich so schwer?

Bye
Helmut Hullen
2013-06-13 08:37:00 UTC
Permalink
Hallo, Uwe,
Post by Uwe Hercksen
Post by Helmut Hullen
Post by Uwe Hercksen
Bei HGÜ Strecken die parallel zu Wechselstromeleitungen verlaufen
hat man offenbar auch das Problem das zuviel Strom über die HGÜ
Strecken fliesst, dagegen setzt man offenbar auch Drosseln ein.
Auf der Gleichstrom-Leitung?
am Drehstromanschluß davor und dahinter natürlich, ist denn mitdenken
wirklich so schwer?
Sorry - bevor ich interpretiere, frage ich lieber nach.

Viele Gruesse!
Helmut
Marte Schwarz
2013-06-12 13:14:25 UTC
Permalink
Hi Uwe und alle anderen,
Post by Uwe Hercksen
das polnische Netz ist mit dem deutschen an mindestens zwei Stellen
verbunden. Ein bestimmter Stromfluß im deutschen Netz sieht dann einen
möglichen Parallelzweig im polnischen Netz und benutzt diesen auch. Es
fliesst also an dem einen Punkt Strom von Deutschland nach Polen und
kehrt an dem anderen Übergabepunkt wieder zurück ins deutsche Netz.
Um sich dadurch nicht einen Teil der möglichen Übertragungskapazität der
polnischen Hochspannungsleitungen zu blockieren bauen die Polen jetzt
Drosseln an den Übergabepunkten ein um so den komplexen Widerstand für
den "deutschen Durchflußstrom" zu erhöhen.
Aber mal ganz blöd gefragt: Darin liegt doch schließlich der Vorteil
dieses Verbundnetzes. Wenn man den nicht will, dann kann man sich doch
viel Stress im Netz schenken und kleine Inselnetze schaffen. Die bleiben
dann in der Phasenlage zwangsläufig und ohne viel Phasenschieberei synchron.

Marte
Lutz Schulze
2013-06-12 14:33:37 UTC
Permalink
Post by Marte Schwarz
Post by Uwe Hercksen
das polnische Netz ist mit dem deutschen an mindestens zwei Stellen
verbunden. Ein bestimmter Stromfluß im deutschen Netz sieht dann einen
möglichen Parallelzweig im polnischen Netz und benutzt diesen auch. Es
fliesst also an dem einen Punkt Strom von Deutschland nach Polen und
kehrt an dem anderen Übergabepunkt wieder zurück ins deutsche Netz.
Um sich dadurch nicht einen Teil der möglichen Übertragungskapazität der
polnischen Hochspannungsleitungen zu blockieren bauen die Polen jetzt
Drosseln an den Übergabepunkten ein um so den komplexen Widerstand für
den "deutschen Durchflußstrom" zu erhöhen.
Aber mal ganz blöd gefragt: Darin liegt doch schließlich der Vorteil
dieses Verbundnetzes.
Die sehen nicht unbedingt einen Vorteil darin ihre Kraftwerke abzuregeln
weil unser Strom das Netz belegt. Irgendwie wollen sie ihren Strom ja auch
noch zu den Nutzern bringen.

Lutz
--
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Emil Naepflein
2013-06-13 08:19:25 UTC
Permalink
Post by Lutz Schulze
Post by Marte Schwarz
Aber mal ganz blöd gefragt: Darin liegt doch schließlich der Vorteil
dieses Verbundnetzes.
Die sehen nicht unbedingt einen Vorteil darin ihre Kraftwerke abzuregeln
weil unser Strom das Netz belegt. Irgendwie wollen sie ihren Strom ja auch
noch zu den Nutzern bringen.
Den brauchen sie nicht hin zu bringen, da er ja von uns kommt.

Das Problem ist, dass die Stromversorger in diesen Ländern sich nicht die hohen
Strompreise kaputt machen lassen wollen. Es geht ihnen letztlich nicht um die
Netzsicherheit, sondern darum dass sie ihr Monopol/Oligopol schützen. Sie wollen
den Strom aus den eigenen Kraftwerken teuer an ihre Kunden verkaufen, anstatt
dass billiger Importstrom ihre Kraftwerke unrentabel macht.
Lutz Schulze
2013-06-13 14:05:17 UTC
Permalink
Post by Emil Naepflein
Post by Lutz Schulze
Post by Marte Schwarz
Aber mal ganz blöd gefragt: Darin liegt doch schließlich der Vorteil
dieses Verbundnetzes.
Die sehen nicht unbedingt einen Vorteil darin ihre Kraftwerke abzuregeln
weil unser Strom das Netz belegt. Irgendwie wollen sie ihren Strom ja auch
noch zu den Nutzern bringen.
Den brauchen sie nicht hin zu bringen, da er ja von uns kommt.
Ungebetene Lieferung, die hatten gar keinen angefordert.

Lutz
--
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Klaus Bahner
2013-06-12 17:04:26 UTC
Permalink
Post by Marte Schwarz
Hi Uwe und alle anderen,
[snip]
Post by Marte Schwarz
Aber mal ganz blöd gefragt: Darin liegt doch schließlich der Vorteil
dieses Verbundnetzes. Wenn man den nicht will, dann kann man sich doch
viel Stress im Netz schenken und kleine Inselnetze schaffen. Die bleiben
dann in der Phasenlage zwangsläufig und ohne viel Phasenschieberei synchron.
Hier geht es ja nicht wirklich um die Regelung des Verbundnetzes,
sondern vielmehr darum, dass man in Norddeutschland einen Ueberschuss an
Windkraftanlagen hat. Der Strom dieser Anlagen wird in Sueddeutschland
verbraucht, leider gibt es in D nicht genuegend Nord-Sued-Trassen, also
macht der Strom den Umweg ueber z.B. Polen. In einer idealen Welt waere
das kein Problem, in der wirklichen Welt wo diverse Netzbetreiber und
Energieversorgungsunternehmen mit Strom Geld verdienen wollen, entstehen
dann allerding Interessenkonflikte :-)

Gruss
Klaus
Joerg Bradel
2013-06-13 17:20:47 UTC
Permalink
Post by Marte Schwarz
Aber mal ganz blöd gefragt: Darin liegt doch schließlich der
Vorteil dieses Verbundnetzes. Wenn man den nicht will, dann kann
man sich doch viel Stress im Netz schenken und kleine Inselnetze
schaffen. Die bleiben dann in der Phasenlage zwangsläufig und
ohne viel Phasenschieberei synchron.
Der ursprüngliche Gedanke eines Synchronverbundes war die
gegenseitige Hilfe bei Bilanzabweichungen und Störungen.
Er war als Solidargemeinschaft konzipiert.
Mit dem Einbau von diversen Reglern an den Grenzen wird
man diese Gemeinschaft aufgeben. Das Gesamtsystem bleibt
zwar synchron, am Ende hat man aber Kleinstaaterei, weil
jeder an seiner Grenze die Regler so einstellt, dass er
keine Probleme hat. Man könnte das auch synchrone Inseln
nennen.

VG
Jörg
--
Signatur entlaufen...
Joerg Bradel
2013-06-11 19:41:11 UTC
Permalink
Post by Marte Schwarz
Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen
fernzuhalten.
Nicht nur die polnischen Nachbarn. Auch die anderen
denken mittlerweile darüber nach.
Post by Marte Schwarz
In der Diskussion darüber taucht immer wieder der
Begriff Blindstrom auf. Für mich passt das irgendwie nicht so
recht zusammen. Gescheite Infos habe ich im Netz nicht gefunden.
Wie Blindstromkompensation funktioniert und wozu das gut ist,
ist mir klar, was das mit Leitungssteuerung zu tun hat, ist mir
aber nicht klar geworden und was Phasenschieber mit Blindstrom
zu tun haben auch nicht.
Kann mich mal jemand aufklären? Ich vermute mal, dass da
irgendwelche "Fachjournalisten" einiges Durcheinanderwerfen,
oder?
Das sind Querregler (90°). Damit wird Wirkleistung geregelt.
Blinde (Spannung) verschiebt man mit Längsreglern (0°)
Will man Wirk- und Blindleistung gleichzeitig regeln,
braucht's Schrägregler (+ oder - 60°).

VG
Jörg
--
Signatur entlaufen...
Joerg Bradel
2013-06-11 20:08:43 UTC
Permalink
Post by Joerg Bradel
Das sind Querregler (90°). Damit wird Wirkleistung geregelt.
Blinde (Spannung) verschiebt man mit Längsreglern (0°)
Will man Wirk- und Blindleistung gleichzeitig regeln,
braucht's Schrägregler (+ oder - 60°).
Vielleicht noch kurz etwas zur Konstruktion.
Querregler haben wir noch nicht, aber Schrägregler.
Das sind drei Einphasentrafos mit einer Primärwicklung
in Sparschaltung, sowie einer Erreger- und einer Hilfswicklung.
In Abhängigkeit der Verschaltung der drei Erreger- und Hilfs-
wicklungen auf der 30kV-Seite (das ist ein übler Trennerverhau)
entsteht daraus eine Trafobank mit plus oder minus 60° Grad-
Regelung. Bei der positiven Regelung ändert sich bei der
Stufung der Bank der Wirk- und Blindleistungstransport in
die Mittelspannung gleichsinnig (Spannung steigt, Wirkleistung
steigt // Spannung sinkt, Wirkleistung sinkt), bei negativer
Regelung gegensinnig (Spannung steigt, Wirkleistung sinkt //
Spannung sinkt, Wirkleistung steigt).
Leider habe ich gerade kein Schaltbild zur Verfügung.
Bei Interesse kann ich das nachreichen, auch das Zeigerdiagramm.

Querregler sind ähnlich aufgebaut (drei oder sechs Einphasen-
trafos (abhängig von der zu übertragenden Leistung)).

VG
Jörg
--
Signatur entlaufen...
Emil Naepflein
2013-06-12 04:29:43 UTC
Permalink
Post by Joerg Bradel
Post by Marte Schwarz
Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen
fernzuhalten.
Nicht nur die polnischen Nachbarn. Auch die anderen
denken mittlerweile darüber nach.
Da bin ich absolut dafür!
Emil Naepflein
2013-06-22 08:23:37 UTC
Permalink
Post by Joerg Bradel
Post by Marte Schwarz
Die Polen installieren jetzt wohl an den Grenzen irgendwelche
Phasenschieber, um deutschen Strom aus Ihren Netzen
fernzuhalten.
Nicht nur die polnischen Nachbarn. Auch die anderen
denken mittlerweile darüber nach.
Übrigens, der physikalische Ringfluss über Polen hängt nicht direkt mit hoher
Windkrafterzeugung im Netzgebiet von 50Hz zusammen. Dies zeigt eine Korrelation
der Differenz zwischen physikalischem und kommerziellem Fluss mit der
Windeinspeisung im Netz von 50Hz:
http://www.oeko.de/files/forschungsergebnisse/application/octet-stream/download.php?id=1634
(Seite 79)

Zitat:
Da in Abbildung 53 gezeigt wurde, dass die Ringflüsse auch bei niedriger
Windeinspeisung in der 50Hertz-Regelzone auftreten, liegt die Vermutung nahe,
dass die Ringflüsse nicht auf eine zu hohe Windenergieeinspeisung in der
50Hertz-Regelzone, sondern z.B. auf das verwendete Marktdesign zurückzuführen
sind.

Zitat:
Es gibt eindeutige Hinweise, dass die Ringflüsse durch die osteuropäischen
Nachbarstaaten in erster Linie durch ein unvollkommenes Marktdesign und nicht
durch den Ausbau der erneuerbaren Energien oder den Kernenergieausstieg in
Deutschland verursacht werden. Der deutsche Spotmarkt basiert auf der Fiktion
nicht vorhandener Netzengpässe („Kupferplatte“), die in der Realität nicht
zutrifft. Da viele Anlagen mit niedrigen Grenzkosten (Braunkohle und Wind) in
der 50Hertz-Regelzone installiert sind, treten Situationen auf, in denen der
Spotmarkt Impulse gibt, in der 50Hertz-Regelzone zu viel Strom zu produzieren
oder zu viel Strom in die 50Hertz-Regelzone zu importieren. Da der
Erzeugungsüberschuss in der 50Hertz-Regelzone offensichtlich so groß ist, dass
er mit Redispatch allein nicht abgebaut werden kann, treten Ringflüsse
auf. Eine Reihe von Maßnahmen würde sich anbieten, um die auftretenden
Ringflüsse
zu verringern:
- Bei einem absehbaren Erzeugungsüberschuss in der 50Hertz-Regelzone könnten
Braunkohlekraftwerke abgeregelt werden. Dies könnte über erhöhte
Netznutzungsentgelte (G-Komponente) oder ordnungsrechtliche Vorgaben geschehen.
- Bei einem absehbaren Erzeugungsüberschuss in der 50Hertz-Regelzone sollte
kein zusätzlicher Strom importiert werden. In diesen Stunden könnte der NTCWert
für den Import auf null gesetzt werden.
- Es könnte der Vorschlag von CEPS et al. (2012) aufgegriffen werden und die
Preiszone Deutschland/Österreich aufgeteilt werden. Dabei wäre noch eingehend
zu prüfen, wo die bestehende Preiszone geteilt werden sollte. Die bisherigen
Ergebnisse des Netzentwicklungsplan 2012 haben einen großen Netzausbaubedarf
zwischen Nord- und Süddeutschland festgestellt. Dies deutet darauf
hin, dass die Aufteilung der Preiszone zwischen Nord- und Süddeutschland z.B.
auf Höhe von Frankfurt (Main) voraussichtlich sinnvoller ist als zwischen
Deutschland und Österreich.
- Volkswirtschaftlich am effizientesten wäre es, wenn Strom aus der 50Hertz-
Regelzone kommerziell nach Polen und Tschechien exportiert werden könnte.
Dies würde bei der Aufteilung der deutschen Preiszone voraussichtlich
automatisch geschehen. Alternativ könnten die NTC-Werte für Exporte von Polen
und Tschechien nach Deutschland auf null gesetzt werden. Die deutschen
Übertragungsnetzbetreiber würden dann im Rahmen der erwarteten Ringflüsse
Übertragungskapazitäten für die betroffenen Interkonnektoren kaufen. Dies
schließt den Erwerb von Übertragungskapazitäten für Exporte von Deutschland nach
Polen, für Exporte aus dem Netzgebiet der 50Hertz nach Tschechien, für Exporte
von Polen nach Tschechien, für Exporte von Tschechien nach Österreich
und für Exporte von Tschechien in das Netzgebiet der TenneT ein. Vereinfacht
würden dann folgende Ringflüsse auftreten:
-- Strom fließt vom Netzgebiet der 50Hertz über Polen und Tschechien
nach Österreich.
-- Strom fließt aus dem Netzgebiet der 50Hertz nach Tschechien und von
dort in das Netzgebiet der TenneT.
--------------

Auch sonst sind in der Studie einige interessante Erkenntnissezu finden. Z.B.
dass auch Frankreich kostenlos das deutsche Netz "missbraucht" um seinen Strom
in signifikanter Höhe in die Schweiz und Österreich zu exportieren. Im Jahr 2011
betrug der kommerzielle Importsaldo mit Frankreich nur 2,4 TWh, gleichzeitig
wurden aber 20 TWh physikalisch importiert.

Desweiteren wird auch meine Aussage mit dem Export Strom aus nicht abgeregelten
Kraftwerken bestätigt:

Zitat:
Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland hat Einfluss auf den
Stromaußenhandel. Bis vor kurzem exportierte Deutschland vor allem nachts
Strom aus Grundlastkraftwerken. Insbesondere im Sommer 2012 stieg die
Stromausfuhr Deutschlands vor allem am frühen Nachmittag, wenn viel Strom
aus Photovoltaikanlagen zur Verfügung stand. Offensichtlich werden fossile
Kraftwerke nicht heruntergefahren, sondern ihre Stromproduktion ins Ausland
verkauft wo Kraftwerke mit höheren Grenzkosten außer Betrieb genommen
werden.
--------------

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