Discussion:
Skandinavien
(zu alt für eine Antwort)
Torsten Schneider
2013-06-16 18:54:59 UTC
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Hallo allerseits,

nach ein paar Tagen in Skandinavien sind mir noch 2 Fragen geblieben,
auf die ich bei Google keine rechte Antwort gefunden habe.

Zumindest in Schweden und Finnland habe ich Leitungen einer
Spannungsebene gesehen, die irgendwo zwischen den üblichen 20 und 110 kV
zu liegen scheinen, ich tippe auf 50 oder 60 kV. Weiß das jemand
genauer? Es sieht ja teilweise komisch aus, wenn Umspannwerke aus
Leitungen gespeist werden, die auch nur wie Mittelspannungsleitungen
aussehen.

Und welches Stromsystem herrscht denn in Norwegen vor? Ich habe überall
eine Dreileiterversorgung gesehen, aber es scheint Drehstrom zu sein und
nicht ein Einphasen-Dreileitersystem, wie es z. B. in Großbnritannien
existiert.

Die Vermutung mit 230V Drehstrom, bei der nicht der Sternpunkt, sondern
eine Phase geerdet ist, hat sich mir aufgedrängt. Beim Googlen hiernach
habe ich den Hinweis gefunden, dass norwegische Installationen zumindest
für Mitteleuropäer sehr eigenartig sein sollen. Was ist denn da so
gruselig? Hatte als Beispiel gelesen, dass es durchaus sein kann, dass
eine Deckenlampe nicht spannungsfrei ist, wenn man sie ausschaltet.


Grüße, Torsten
Adalbert Michelic
2013-06-16 19:56:21 UTC
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Post by Torsten Schneider
Und welches Stromsystem herrscht denn in Norwegen vor? Ich habe überall
eine Dreileiterversorgung gesehen, aber es scheint Drehstrom zu sein und
nicht ein Einphasen-Dreileitersystem, wie es z. B. in Großbnritannien
existiert.
Die Vermutung mit 230V Drehstrom, bei der nicht der Sternpunkt,
Das sind grossteils IT-Netze, ja.
Post by Torsten Schneider
sondern eine Phase geerdet ist, hat sich mir aufgedrängt.
Nein, die Phasen sind nicht geerdet. Schon ein Sternpunkt, aber
evtl. nur ueber einen Ueberspannungsschutz (wobei per Multimeter
gemessen eine Spannung von ca. 130V zu Erde besteht - wie belastbar
die ist, weiss ich aber nicht).
Post by Torsten Schneider
Beim Googlen hiernach
habe ich den Hinweis gefunden, dass norwegische Installationen zumindest
für Mitteleuropäer sehr eigenartig sein sollen. Was ist denn da so
gruselig?
Zuallererst vermutlich mal der Pfusch den die da basteln :) Hat
schon einen Grund, warum man mittlerweile beim Hausverkauf
Dokumentation ueber saemtliche durchgefuehrten Arbeiten an der
E-Anlage mitliefern muss. Wobei professionell durchgefuehrter Pfusch
nicht viel besser ist.
Post by Torsten Schneider
Hatte als Beispiel gelesen, dass es durchaus sein kann, dass
eine Deckenlampe nicht spannungsfrei ist, wenn man sie ausschaltet.
Das kommt durch das 230V-IT-Netz: Du hast im Haus nicht Phase und
Nulleiter, sondern 2 Phasen - und Deckenlampen werden ueblicherweise
nur einpolig geschaltet. D.h. die andere Phase ist immer noch dran.


Adalbert
Ragnar Bartuska
2013-07-19 20:05:35 UTC
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Post by Adalbert Michelic
Post by Torsten Schneider
Hatte als Beispiel gelesen, dass es durchaus sein kann, dass
eine Deckenlampe nicht spannungsfrei ist, wenn man sie ausschaltet.
Das kommt durch das 230V-IT-Netz: Du hast im Haus nicht Phase und
Nulleiter, sondern 2 Phasen - und Deckenlampen werden ueblicherweise
nur einpolig geschaltet. D.h. die andere Phase ist immer noch dran.
Wie um alles in der Welt läuft das bei einem ausgedehnten IT-Netz eigentlich mit den Schutzmaßnahmen? Iso-Überwachung? Hierzulande gibt es IT ja nur in sehr begrenztem Ausmaß, üblicherweise mit Fachleuten auf Abruf.

sg Ragnar
Falk Dµeßßert
2013-07-19 21:49:30 UTC
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Post by Ragnar Bartuska
Wie um alles in der Welt läuft das bei einem ausgedehnten IT-Netz eigentlich mit den Schutzmaßnahmen? Iso-Überwachung? Hierzulande gibt es IT ja nur in sehr begrenztem Ausmaß, üblicherweise mit Fachleuten auf Abruf.
Die sind in der Regel galvanisch getrennt und massefrei. Der Rest eine
Strombegrenzung.

Falk D.
Horst-D.Winzler
2013-07-20 03:51:32 UTC
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Post by Falk Dµeßßert
Post by Ragnar Bartuska
Wie um alles in der Welt läuft das bei einem ausgedehnten IT-Netz eigentlich mit den Schutzmaßnahmen? Iso-Überwachung? Hierzulande gibt es IT ja nur in sehr begrenztem Ausmaß, üblicherweise mit Fachleuten auf Abruf.
Die sind in der Regel galvanisch getrennt und massefrei. Der Rest eine
Strombegrenzung.
Falk D.
Also hat jeder (Haus)Aschluß seinen eigenen Trenntrafo?
--
mfg hdw
Adalbert Michelic
2013-07-20 13:30:03 UTC
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[Norwegen]
Post by Horst-D.Winzler
Post by Falk Dµeßßert
Post by Ragnar Bartuska
Wie um alles in der Welt läuft das bei einem ausgedehnten
IT-Netz eigentlich mit den Schutzmaßnahmen? Iso-Überwachung?
Hierzulande gibt es IT ja nur in sehr begrenztem Ausmaß,
üblicherweise mit Fachleuten auf Abruf.
Die sind in der Regel galvanisch getrennt und massefrei. Der Rest eine
Strombegrenzung.
Also hat jeder (Haus)Aschluß seinen eigenen Trenntrafo?
Noe, davon hab ich noch nix gesehen. Bei unserem Hausanschluss
kommen 3 Aussenleiter aus Richtung des einen Nachbarn rein und 3
Aussenleiter gehen in Richtung des anderen Nachbarn ab. Zusaetzlich
werden 2 Aussenleiter Richtung Sicherungskasten gefuehrt, und da
sitzt dann ein Ferraris-Zaehler und ein (IIRC) 63A LSS; dahinter
dann fuer jeden Stromkreis ein kombinierter FI+LSS (RCBO?)
(2-polig).

Wenn ich ein Voltmeter zwischen eine geerdete Wasserleitung und eine
Phase halte, messe ich so ca. 130V - das muesste die Dreieckspannung
sein. Wie belastbar diese Spannung ist, weiss ich aber mangels
geeigneter Messtechnik nicht.


Adalbert
Ragnar Bartuska
2013-07-20 13:42:00 UTC
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Post by Adalbert Michelic
[Norwegen]
Post by Horst-D.Winzler
Post by Falk Dµeßßert
Post by Ragnar Bartuska
Wie um alles in der Welt läuft das bei einem ausgedehnten
IT-Netz eigentlich mit den Schutzmaßnahmen? Iso-Überwachung?
Hierzulande gibt es IT ja nur in sehr begrenztem Ausmaß,
üblicherweise mit Fachleuten auf Abruf.
Die sind in der Regel galvanisch getrennt und massefrei. Der Rest eine
Strombegrenzung.
Also hat jeder (Haus)Aschluß seinen eigenen Trenntrafo?
Noe, davon hab ich noch nix gesehen. Bei unserem Hausanschluss
kommen 3 Aussenleiter aus Richtung des einen Nachbarn rein und 3
Aussenleiter gehen in Richtung des anderen Nachbarn ab. Zusaetzlich
werden 2 Aussenleiter Richtung Sicherungskasten gefuehrt, und da
sitzt dann ein Ferraris-Zaehler und ein (IIRC) 63A LSS; dahinter
dann fuer jeden Stromkreis ein kombinierter FI+LSS (RCBO?)
(2-polig).
Wenn ich ein Voltmeter zwischen eine geerdete Wasserleitung und eine
Phase halte, messe ich so ca. 130V - das muesste die Dreieckspannung
sein. Wie belastbar diese Spannung ist, weiss ich aber mangels
geeigneter Messtechnik nicht.
Das spricht doch sehr für TT, jedenfalls für einen stabil geerdeten Sternpunkt. Im IT-Netz hilft ein FI oder FI/LS erst beim Auftreten eines zweiten Fehlers, beim ersten passiert mal nix, außer dass das System jetzt Erdbezug hat.

sg Ragnar
Adalbert Michelic
2013-07-25 07:27:49 UTC
Permalink
Post by Ragnar Bartuska
Post by Adalbert Michelic
Wenn ich ein Voltmeter zwischen eine geerdete Wasserleitung und eine
Phase halte, messe ich so ca. 130V - das muesste die Dreieckspannung
sein. Wie belastbar diese Spannung ist, weiss ich aber mangels
geeigneter Messtechnik nicht.
Das spricht doch sehr für TT, jedenfalls für einen stabil
geerdeten Sternpunkt. Im IT-Netz hilft ein FI oder FI/LS erst beim
Auftreten eines zweiten Fehlers, beim ersten passiert mal nix,
außer dass das System jetzt Erdbezug hat.
Der norwegische Wikipedia-Artikel zu einem IT-Netz[1] hat auch eine
Erdung eingezeichnet, mit einer Funkenstrecke zum
Ueberspannungsschutz auf Trafo-Seite. Die sollte meinem (begrenzten)
Verstaendnis nach nicht leiten - aber vielleicht haben ja neuere
Systeme da was anderes, bei dem genug Strom fuer ein Voltmeter
fliessen kann.

Bei uns im Buero steht auf der Infotafel im Sicherungsschrank
jedenfalls eindeutig, dass hier (in diesem Gebaeude) ein 230V
IT-Netz ist. Das steht deswegen angeschrieben, weil viele groessere
Installationen per Trafo ein 400V TT-Netz machen.

Allerdings: viele elektronische Geraete haben ja einen Y-Kondensator
zwischen den den beiden Zuleitungen und der Erdung. Da fliesst
sicher nicht viel Strom, aber wenn da in einem Gebiet mal ueber die
verschiedenen Haeuser verteilt 100 oder mehr solche Geraete in den
Steckdosen stecken, kann ich mir schon vorstellen, dass der darueber
fliessende Strom ausreicht, dass ein hochohmiges Voltmeter einen
vermeintlich stabilen Nullpunkt misst. Ich habs nicht nachgerechnet,
moeglicherweise taeusche ich mich ja auch.

Und: ja, der FI hilft erst beim zweiten Erdungsfehler. Aber an so
einem Trafo haengen ja sicher einige Strassenzuege mit mehreren
Dutzend Haushalten - wer sagt denn dass da nicht sowieso permanent
irgendwo schon der erste Erdungsfehler herum lungert?


Adalbert

[1] http://no.wikipedia.org/wiki/IT-nett

Joerg Bradel
2013-06-16 20:14:12 UTC
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Post by Torsten Schneider
Und welches Stromsystem herrscht denn in Norwegen vor? Ich habe
überall eine Dreileiterversorgung gesehen, aber es scheint
Drehstrom zu sein und nicht ein Einphasen-Dreileitersystem, wie
es z. B. in Großbnritannien existiert.
Für das Übertragungsnetz guckst Du bitte bei
https://www.entsoe.eu/publications/grid-maps/
Nordel ist allerdings nicht synchron zum entso-e-Netz.

Für das Verteilnetz, bis runter zur Steckdose, kann
ich nicht helfen. Vielleicht hilft ein Blick auf die Seiten
der regionalen Netzbetreiber. Eine Netzübersicht mit den
Spannungsebenen sollte sich dort finden lassen.
Wenn's dann an die Hausinstallation geht...eventuell findet
sich hier ein Wissender?

VG
Jörg
--
Signatur entlaufen...
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