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Post by Martin KobilPost by Ralf . K u s m i e r zDer Handel funktioniert nicht "für", sondern er funktioniert einfach.
Er schafft eine Ausgleich zwischen Amgebot und Nachfrage und
verbessert dadurch die Wettbewerbsbedingungen, was vor allem den
Konsumenten zugutekommt.
Der gesamte Strommarkt funktioniert in Deutschland nicht. Das sieht
man an den rasant gestiegenen Strompreisen der letzten Jahre und an
den Gewinnen der Big 4 (E.ON, RWE, Vattenfall, EnBW) , welche im Jahr
2008 stolze 21.000.000.000 EUR (21 Milliarden!) Gewinn hatten. Das
sind bei 80 Mio Einwohner in Deutschland vom Säugling bis zum Greis
pro Einwohner 262 EUR Gewinn.
Das sind wieviel Prozent der Umsätze?
Sieh's mal so: Die Leute wollen das halt. Man muß nicht Kunde der
großen Vier sein (ich bin keiner, die meisten Bremer sind es ohnehin
nicht, weil unser Regionalversorger (swb) zu gleichen Teilen EWE AG
und Essent NV, beide im Besitz der Öffentlichen Hand, gehört, mein
Versorger bezieht nicht einmal Strom von den großen Vier als
Vorlieferanten, sondern verwendet nur Ökostrom, überwiegend aus
eigenen Kraftwerken). Ich predige seit Jahr und Tag, daß die Netze von
Genossenschaften betrieben werden sollen, die zu gleichen Teilen den
Stromerzeugern wie den Verbrauchern gehören sollen (das würde ich den
Praxis bedeuten, daß die jeweiligen Kraftwerksbetreiber und die
Regionalnetzbetreiber zu gleichen Teilen am 220-/380-kV-Netz beteiligt
sind, die lokalen Versorger und die Höchstapnnungsnetzbetreiber
wiederum zur Hälfte an den 110-kV-Netzen, und die Endverbraucher sowie
die Verteilungsnetzbetrieber wiederum zur Hälfte am Mittelspannungs-
und Niederspannungsnetz). Das hätte zur Folge, daß die jeweiligen
Netzbestandteile immer wirtschaftlich optimal im Interesse der Nutzer
betrieben würden und nicht gewinnoptimiert (z. B. Fahren auf
Verschleiß).
Ich weiß nun nicht, wie hoch der Börsenwert der "Großen" ist (das ist
auch nicht so genau festlegbar, weil z. B. Vattenfall ein
(ausländisches) Staatsunternehmen ist), aber vermutlich ist der nicht
so umwerfend hoch, daß man die nicht sozialisieren könnte (etwa in
Form von Verbrauchergenossenschaften, Kommunal- oder
Staatsunternehmen), bloß ist das eben politisch offenbar nicht gewollt
(oder steht dergleichen etwa in den Wahlprogrammen von Grünen, Linken,
Piraten o. ä. (in denen der Systemparteien ohnehin nicht)?). Dabei
würde es real kaum etwas kosten: Einerseits müßten die Kosten der
Kaufpreise durch Kredite aufgebracht werden, andererseits hätten die
Verkäufer weitgehend ein Anlageproblem, würden also im Endeffekt die
Kredite, aus denen sie bezahlt würden, selbst geben. Also kann man das
einfach nur achselzuckend zur Kenntnis nehmen.
Wenn die Gewinne so hoch sind, dann sollten die Versorgeraktien
eigentlich eine gute Anlage sein. Sind sie aber nicht, weil sich die
Gewinne in Hinsicht auf den Kurswert denn dann doch wieder deutlich
relativieren.
Der Stromhandel "funktioniert" nicht deswegen nicht, weil er
börsenmäßig organisiert ist (das funktioniert nämlich sehr gut),
sondern weil der Wettbewerb nicht so besonders groß ist. Und das
wiederum wird wohl daran liegen, daß die Margen so hoch eben doch
nicht sind.
Gruß aus Bremen
Ralf
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